Radfahren auf Amrum
Es gibt so viele gute Gründe, Rad zu fahren: Es ist gesund. Es schont die Umwelt. Es verursacht kaum Lärm. Es macht Spaß.
Gerade unsere schöne Insel Amrum ist zum Radfahren wie geschaffen. Hier gibt es kaum Steigungen. Keine Strecke ist zu lang. Zum Atmen gibt es die beste Luft und mit ein bisschen Glück noch Rückenwind dazu. Jeder kann seine täglichen (Arbeits-)Wege mit dem Rad zurücklegen. Und es gibt gute Radwege, die noch dazu eine herrliche Aussicht bieten.
Oder?
Trotzdem klagen viele Amrumer über die mangelhafte Fahrradinfrastruktur und die schlechten oder zu schmalen Radwege. Auch ich gehöre im Sommer oft dazu. Auf einem Weg, den sich Fußgänger, E-Scooter und eben Radfahrer in all ihren Variationen (E-Bikes, Lastenräder, Kinderräder, Räder mit Hunde-/Kinder-/Lastenanhänger) teilen müssen, kann es dann eben doch schnell eng und das Radfahren unentspannt oder gar gefährlich werden.
Die Amrumer Fahrradinfrastruktur
Sicher, wer sich auf Amrum über die unzureichende Infrastruktur für Radfahrer beklagt, jammert auf sehr hohem Niveau. Aber wenn man sich vor Augen führt, wie wichtig der Fahrradtourismus für die Insel ist und wie gut die natürlichen Ausgangsbedingungen eigentlich sind, dann muss man vielleicht doch die Latte ein wenig höher legen. Leider spürt man als Radfahrer aber an vielen Stellen: Den Anforderungen des Radverkehrs wird eine zu geringe Priorität eingeräumt.
Radfahren auf Amrum - der erste Eindruck
Fangen wir in Wittdün an der Fähre an. Im Hafenbereich sind die Fahrradwege auf der Straße neu und gut gekennzeichnet. Jeder, der mit dem Fahrrad von der Fähre fährt, ob ortskundig oder nicht, weiß wo es langgeht. Ein guter erster Eindruck für jeden Amrum-Besucher, ein guter allererster Eindruck jedenfalls. Nur fürchte ich, dass dieser direkt nach Verlassen des Hafenbereiches schnell wieder vergessen wird.
Wir könnten direkt am Watt entlang auf die untere Wandelbahn abbiegen, eindeutig die Wahl mit der schönsten Aussicht. Allerdings müssen wir uns den schmalen Weg mit Fußgängern teilen, die nicht immer freundlich auf Fahrradklingeln reagieren. Vielleicht doch nicht die erste Wahl.
Etwas weiter oben schickt uns das „Fahrradleitsystem“ den Volkert-Quedens-Berg hinauf. Da zweifelt der eine oder andere, ob er wirklich richtig gefahren ist. Nach Radweg sieht das hier nicht aus.
Aber die meisten übersehen das Schild ohnehin – und landen ohne Umweg direkt mittendrin:
Die dritte Möglichkeit nämlich ist die „Hauptstraße“. Wer einfach der Straße folgt, landet „auto“-matisch dort. Direkt nach Ankunft der Fähre findet man sich als Radfahrer dort oft mit einer langen, ungeduldigen Autokolonne im Rücken wieder. Unangenehm. Wenn dann auch noch gerade ganz Amrum einkaufen geht, ist der Wittdüner Ortskern ein fürchterlicher Ort zum Radfahren – erst recht mit Gepäck oder noch schlimmer mit Hund und Kind. Als Radfahrer wird man nicht gerne zum Verkehrshindernis aber manchmal passiert es doch und hier besonders häufig.
Manch einer prägt sich dein Gesicht ein und schwört ewige Rache, weil er nur im Schritttempo in die Mittagspause fahren kann. Noch schlimmer sind die Racheschwüre, wenn an den folgenden Problemstellen die Abzweigungen auf die Radwege übersehen werden. Liebe Amrum-Besucher, seid gewarnt, Radfahren auf Amrum kann auch herausfordernd sein:
Am Leuchtturm besteht die Möglichkeit, vom Radweg auf den Wirtschaftsweg (nach rechts) abzubiegen, dazu muss die Straße nicht überquert werden, der gemeine Autofahrer bleibt theoretisch unbehelligt. Alternativ kann man die Straße (nach links) überqueren und durch den Wald weiterfahren. Beide Wege führen nach Norddorf, bieten viel Platz und schöne Ausblicke. Beide sind ausgeschildert. Wer hier jedoch unentschlossen steht und sich noch nicht für den richtigen Weg entschieden hat, blockiert eine Kreuzung, auf die Radfahrer aus 3 Richtungen strömen und sich (inklusive Straßenüberquerung) in 3 Richtungen wieder verteilen.
Schlimmer noch: Auch in Süddorf kann man sich an der Kreuzung Richtung Steenodde verfahren. Auch hier kann man sich durch das Radwegeleitsystem in Richtung Waldweg oder Wirtschaftsweg leiten lassen. Beide Wege führen mit ausreichend Platz von Wittdün nach Norddorf – und auch wieder zurück. Das Schlimmste, was man dem gemeinen Amrumer Autofahrer hier antun kann, ist, als Radfahrer auf der Inselstraße zu fahren und dort den Verkehr zu behindern.
Wir fahren nach Nebel. Wir konnten uns weder für den Wirtschaftsweg, noch für den Waldweg entscheiden und fahren von der Süddorfer Kreuzung (bekannt aus Challenge 2) entlang der Inselstraße nach Nebel. Dieser Radweg führt uns Richtung Sportplatz. Hier dürfen wir die Straße das erste Mal überqueren, um an der Mühle vorbei weiterzufahren.
Da wir uns weiterhin am Radweg orientieren, fahren wir auf dem Bürgersteig neben der Inselstraße. Denn dieser Bürgersteig ist offiziell nun mal auch ein Radweg. Trotz diverser Schilder, auf denen genau dies deutlich zu erkennen ist, muss das Recht, diesen Weg mit dem Fahrrad zu nutzen regelmäßig mit erzürnten Fußgängern erstritten werden. Nicht zu Unrecht, denn hier fahren eben wieder Fahrräder jeglicher Art und jeglicher Richtung. Da versuche man mal sich mit seinem Hund in Sicherheit zu bringen wenn zwei Familien mit Anhängern und Fahranfängern aufeinander zurollen.
Genauso kann ich die Reaktion mancher Fahrradfahrer verstehen, den Fußgängern auf dem Bürgersteig ausweichen zu wollen und spontan, mitten in der Kurve auf die Straße zu wechseln.
Überhaupt scheint diese Kurve oder die Fahrradwegsituation an dieser Kurve. viele Fahrradfahrer so zu verwirren, dass sie, egal aus welcher Richtung kommend, zwischendurch die Seiten wechseln. Fahren sie zuerst auf der Straße, überlegen Sie sich zwischendrin doch den Bürgersteig-Fahrradweg zu nutzen und umgekehrt.
Haben wir diesen Teil der Strecke geschafft, dürfen wir auf Höhe des Amtes die Straße erneut überqueren, um dann dem Bürgersteig-Fahrradweg zum Waldweg zu folgen.
Amrumer "Fahrradleitsystem"
Ich persönlich fahre sehr gerne Fahrrad auf dieser Insel und lasse das Auto so oft es geht stehen. Ich freue mich über jeden Gast, der unsere Insel besucht und das Auto stehen lässt, um die Insel zu Fuß oder mit dem Rad zu erkunden. Aber ich würde mir von ganzem Herzen ein ausgeklügeltes, ganzheitliches „Fahrradleitsystem“ wünschen.
Wir haben zwei unterschiedliche Systeme, wobei das neue unsere Gäste verwirrend über die Insel schickt, durch Straßen, die auf den ersten Blick „falsch“ aussehen, oder an Stellen, an denen Bürgersteig-Fahrradwege scheinbar ins Nichts führen, nur damit man die Straße überquert, um dann das nächste Schild zu suchen. Wobei die Beschilderung der naheliegenden Alternative, der direktesten Verbindung über die Inselstraße, widerspricht. Das andere System ist so veraltet, dass man zwar hin und wieder eine Erläuterungstafel findet, aber die dazugehörigen Schilder kann man oft nur noch erkennen, wenn man sie ohnehin erwartet.
Wer das „Fahrradleitsystem“ dann mal verinnerlicht hat, der ist schon so lange auf Amrum Fahrrad gefahren, dass er es nicht mehr benötigt.
Low-Hanging Fruits
Dabei finde ich das „alte System“ mit den gelben Punkten für den Wirtschaftsweg und den grünen Dreiecken für den Waldweg eigentlich super. Also wirklich super. Ich habe schon als Kind bei Fahrradausflügen immer nach den Punkten oder Dreiecken gesucht und mich gefreut, wenn ich sie gefunden hatte (Also damals, als ich im Kindersitz von Mama gefahren wurde). Ich würde mich sehr freuen, wenn dieses System ausgebaut, erneuert und weiterentwickelt würde. An dieser Stelle kann eine kleine, günstige Maßnahme relativ viel bewirken.
Das Platzproblem oder die Qualität der Wege haben wir damit zwar nicht gelöst, aber etwas mehr Ordnung und Struktur würden sicherlich helfen, den Fahrradalltag zu verbessern und ein harmonischeres Verkehrserlebnis zu schaffen. Radfahren auf Amrum wäre damit noch ein bisschen schöner.
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