Vorneweg: Volleinspeisung bedeutet im Gegensatz zur Überschusseinspeisung, dass der Solarstrom zu 100% ins öffentliche Netz eingespeist wird und nichts davon vor Ort verbraucht wird bzw. dieser Verbrauch nicht zählertechnisch erfasst wird. Einnahmen werden also ausschließlich aus der Einspeisevergütung nach EEG generiert. Ersparnisse bei der Stromrechnung gibt es keine.
Das trifft auf die meisten Solarstromanlagen nicht zu. Die meisten Anlagen haben wenigstens einen kleinen Eigenverbrauchs-Anteil, der die Rendite erhöht. Wir betrachten also in diesem Zusammenhang den wirtschaftlichen „worst case“.
Für eine Anfang 2021 in Betrieb gegangene Solarstromanlage konnte man noch guten Gewissens sagen, dass viele kleine Anlagen selbst ohne Eigenverbrauch noch eine (kleine) positive Rendite erzielen können. Das kann man heute leider nicht mehr so stehen lassen. Die Einspeisevergütung ist seitdem stetig weiter gesunken während die Komponentenpreise größtenteils gestiegen sind. Eine kleine PV-Anlage ganz ohne Eigenverbrauch wirtschaftlich zu realisieren, ist dadurch zurzeit fast unmöglich wenn man nicht ansonsten perfekte Voraussetzungen hat.
Man braucht dazu schon eine recht günstige Anlage bei gleichzeitig gutem Ertrag bzw. bei normalen Preisen einen sehr guten Ertrag. Oder man muss die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung über den normal üblichen Zeitraum von 20 Jahren hinaus ausweiten und annehmen, dass man nach Wegfallen der EEG-Vergütung auf andere Art noch Einnahmen für die erzeugten Strommengen generieren kann.
Eine ähnliche Aussage trifft auch das Öko-Institut in einem Blog-Beitrag vom 12.12.2021.
In Einzelfällen auch bei Volleinspeisung noch Mini-Renditen möglich
Eine Mini-Rendite ergibt sich z.B. unter folgenden Annahmen für eine Anlage mit 8 kWp bei Inbetriebnahme Anfang 2022 (Einspeisevergütung: 6,8ct/kWh):
A | B | C | |
Betrachtungszeitraum der Wirtschaftlichkeitberechnung | 25 Jahre | 25 Jahre | 20 Jahre |
spezifischer Ertrag (kWh/kWp) | 1000 | 900 | 1100 |
spezifischer Anlagenpreis netto (€/kWp) | 1300 € | 1200€ | 1300 € |
Einnahmen für direktvermarkteten Strom (ct/kWh) | 6 ct | 6 ct | — |
Ergebnisse
Unter den obigen Annahmen sind die folgenden Ergebnisse möglich:
A | B | C | |
Stromgestehungskosten (ct/kWh) | ca. 5 ct | ca. 5,1 ct | ca. 5,6 ct |
Gesamtkapitalrendite | ca. 1-1,5% | ca. 1% | < 1% |
Amortisationsdauer | ca. 21 Jahre | ca. 22 Jahre | ca. 19 Jahre |
Ohne Eigenverbrauch nicht viel zu Gewinnen
Die Latte liegt also hoch und die Renditen sind dafür ziemlich klein. Als Investitionsobjekt taugt das leider nicht. Da gibt es Möglichkeiten mit einem besseren Chance-Risiko-Verhältnis. Man müsste schon aus ökologischen Gründen etwas Gutes bewirken wollen wenn man nicht perfekte Voraussetzungen hat.
Aber nochmal: Das gilt für Vorhaben, bei denen kein Eigenverbrauch realisiert werden kann, was auf die meisten Projekte nicht zutrifft.
Anmerkungen
Spezifischer Ertrag:
Der spezifische Ertrag gibt an, wie viele Kilowattstunden pro Jahr bezogen auf ein Kilowatt Peak (voraussichtlich) generiert werden kann. Für einen Ertrag von mehr als 1000 kWh/kWp ist eine gute Ausrichtung und/oder ein Standort in einer sonnenreichen Gegend nötig. Bei guter Ausrichtung kann bspw. in München ein Ertrag von 1100 kWh/kWp durchaus erzielt werden.
Spezifischer Anlagenpreis:
Die Kosten der Anlage variieren stark je nach Anlagengröße, Standort und örtlichen Gegebenheiten. Als „spezifischer Anlagenpreis“ werden die Kosten je Kilowattstunde (kWp) Anlagenleistung bezeichnet, also die Gesamtinvestition geteilt durch die Peakleistung der Anlage.
Einnahmen für direktvermarkteten Strom:
Preis, der für die erzeugten Strommengen erzielt werden kann, wenn nach 20 Jahren die EEG-Vergütung nicht mehr gezalt wird.
Betrachtungszeitraum:
Der normalerweise übliche Betrachtungszeitraum liegt bei 20 Jahren. Das kommt daher, dass auch die EEG-Einspeisevergütung über einen Zeitraum von 20 Jahren gezahlt wird. Früher erstreckten sich auch die Leistungsgarantien der meisten Solarmodule über 20 Jahre. Da heutzutage auf Solarmodule teilweise Leistungsgarantien über längere Zeiträume gegeben werden, kann man durchaus längere Betrachtungszeiträume für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung rechtfertigen. Man muss nur in den letzten Jahren ohne Einspeisevergütung rechnen bzw. annehmen dass man noch (kleinere) Einnahmen erhält (=“Einnahmen für direktvermarkteten Strom“).
Höhere Rendite durch Eigenverbrauch
Wer einen Teil des erzeugten Stroms selbst verbraucht, verbessert die Wirtschaftlichkeit der Anlage mit jeder selbst verbrauchten Kilowattstunde, indem er an der Stromrechnung spart.